Die Szenerie mutet etwas merkwürdig an: Draussen türmen sich die Schneemassen, während Lucy Maurer im Innern ihres Gewächshauses in einem Meer von Salatköpfen kniet. Als wir den Biobauernhof Maurer Anfang Februar in Diessbach bei Büren besuchen, wird gerade Nüssler geerntet. Dass das keine leichte Arbeit ist, wird auf den ersten Blick ersichtlich. Denn gesetzt und geerntet wird alles von Hand - würde dies maschinell geschehen, würde die Qualität leiden, so Maurer. Es gibt gewiss Bequemeres, als den ganzen Tag auf den Knien durch Salatbeete zu krabbeln, doch die Biobäuerin nimmt es mit Humor: «Das gibt gute Füdli-Muskeln.» Viele Leute aus der ganzen Welt arbeiten auf dem Hof. Nebst einigen Festangestellten beschäftigen Maurers auch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für wenige Monate, da in der Hauptsaison mehr Arbeit anfällt.
Abgesehen von diversen Salatsorten produziert der Bio-Bauernhof der Familie auch Frühlingszwiebeln und vieles mehr.
In den Sommermonaten arbeiten dort etwa 25 Leute. Doch auch zu Jahresbeginn gibt es einiges zu tun.
Als einige der wenigen Gemüsebetriebe erntet man in Diessbach auch im Winter Kopfsalat, Eichblatt und Batavia.
Damit das zu diesem Zeitpunkt überhaupt möglich ist, wurden die Setzlinge Ende Oktober eingepflanzt. «Da steckt sehr viel Zeit und Arbeit drin, bis so ein Salatkopf schliesslich geerntet werden kann. Vielen Leuten ist dieser Aufwand gar nicht richtig bewusst», sagt Lucy Maurer.
Da gemäss Bio-Richtlinien die Gewächshäuser nicht geheizt, sondern nur frostfrei gehalten werden dürfen, ist etwas Einfallsreichtum gefragt
Maurers leiten die Abwärme der betriebseigenen Biogasanlage in die Rohre des Gewächshauses - da es sich um erneuerbare Energie handelt, ist das erlaubt.
Seit mehr als 30 Jahren produziert man bei Maurers nach den Richtlinien der Bio Suisse; und das mit einer Leidenschaft, die tief in der Familiengeschichte verankert ist: Als Ernst und Marianne Maurer im Jahre 1975 heiraten, ist das gleichzeitig der Startschuss für die eigene Firma. In Salavaux am Murtensee bewirtschaften sie eine kleine Gärtnerei mit 70 Aren Land und verkaufen ihr Gemüse und Blumen auf dem Markt in Bern. Nur vier Jahre später stellen sie ihren Betrieb komplett auf biologische Landwirtschaft um und gehören damit zu den Vorreitern in der Region. Grund für den Wechsel ist allerdings ein dramatisches Erlebnis von Vater Ernst: Dieser erleidet eine Spritzmittelvergiftung und schwört sich von da an, auf unnötige Herbizide und Pestizide zu verzichten.
Pflanzenschutz heisst nun: Gegen jeden Schädling gibt es einen Nützling.
Der Marienkäfer etwa ernährt sich sowohl im Larven- als auch im Erwachsenenstadium von Blattläusen. Es gibt allerdings auch erlaubte Spritzmittel, die jedoch nur sparsam und wenn unbedingt nötig zum Einsatz kommen.
Salat ist ein unkompliziertes Gemüse für den Garten. Ein sonniger Platz mit einem humusreichen und tief gelockerten Boden genügt für ein stetiges Wachstum. Der Boden sollte immer genug feucht sein. Wichtig ist, dass man je nach Jahreszeit die entsprechenden Sorten wählt. Salatsamen benötigen zur Keimung kühle Temperaturen zwischen 12 und 16 Grad. Kopfsalat etwa reagiert stark auf die Tageslänge. Im März können in Plastiktunneln die zarten Sorten angebaut werden. Im Freiland ist die Aussaat von März bis Mai möglich, mit Ernte von Mai bis Juli. Wintersalate werden im September im Freiland ausgesät und im darauffolgenden April und Mai geerntet.
1990 wächst der Betrieb: Der neue Hof in Diessbach ist mit seinen 16 Hektaren Land fast acht Mal grösser als vorher. Durch Zukäufe wird der Betrieb auf 18 Hektaren Land erweitert, in Diessbach entsteht ein Gewächshaus von 10 000 Quadratmetern Fläche, wo hauptsächlich Tomaten, Peperoni, Auberginen und Gurken angebaut werden. Dazu kommen noch weitere 10 000 Quadratmeter Fläche in Folientunneln, für den Anbau von Rucola, Nüsslersalat und auch Tomaten und Gurken.
Was macht einen guten Salat aus? Voraussetzung seien frische, gesunde Böden, die auch gepflegt werden, sagt Lucy Maurer. Einen guten Salat erkennt man natürlich auch am Geschmack: Das bemerkt Lucy Maurer am deutlichsten, wenn sie mit der Familie die Ferien im Ausland verbringt. Eine gut gefüllte Gemüsebox von zu Hause ist immer dabei, «denn sonst leide ich», sagt sie lachend. Denn für sie ist klar:
Ein Salat, der kaum Geschmack oder Nährstoffe mehr hat, der einem Boden entwachsen ist, der «kaum noch lebt», schmeckt einfach nicht.
Und wie mag die Biobäuerin ihren Salat am liebsten? «Nüssler schmeckt grossartig mit gebratenen Shiitakepilzen oder klassisch nur mit Essig und Öl.»