Sie fielen leider unglaublich schlecht aus, unsere ersten Versuche zu Hause, ein veganes Dessert zu kreieren. Der Schokoladenkuchen ohne Butter und Eier, ein Werk meiner ältesten Tochter, schmeckte etwa wie Kaugummi mit etwas Kakaogeschmack. Auch der zweite und dritte Versuch meiner Kinder, ein sinnvolles veganes Dessert herzustellen, misslangen gründlich.
Gleichzeitig beschäftigte ich mich mit den Folgen des Fleischkonsums. Es kann doch nicht sein, dass sich der globale Fleischkonsum seit den 1960er-Jahren vervierfacht hat. Dass Fleisch heute achtlos konsumiert und sogar weggeworfen wird. Dass die Nutztierhaltung einen grösseren Beitrag zur Klimaerhitzung leistet als weltweit alle Autos, Lastwagen, Flugzeuge, Züge und Schiffe zusammen. Wer der Umwelt Sorge tragen möchte, sollte deshalb und aus vielen weiteren Gründen den Konsum an Fleisch und anderen tierischen Produkten senken und stattdessen mehr pflanzliche Lebensmittel konsumieren. Würde jeder einzelne Mensch zumindest gelegentlich vegane Tage einlegen, wäre dies ein Schritt in die richtige Richtung.
Auch mich packte der Ehrgeiz: Es musstedoch machbar sein, ein feines veganes Gebäck oder Dessert herstellen zu können. Ich wurde im Internet fündig: Ein Cheesecake mit Mango sollte es sein, statt mit Quark und Doppelrahmfrischkäse und Eiern wurde die Crème aus Zutaten wie Cashewmus und Kokosöl hergestellt. Bereits das Einkaufen gestaltete sich etwas schwierig, nur grössere Einkaufszentren führten das gesuchte Nussmus. Die Zutaten für den veganen Cheesecake mit einem Durchmesser von 24 cm beliefen sich auf stolze 32 Franken. Daheim machte ich mich ans Werk und war vom feinen Resultat überrascht. Doch allzu rasch wurde ich von meinen Kindern auf den Boden der Realität heruntergeholt: «Wie um Gottes Willen sollen das junge, vegan essende Menschen oder Studierende je bezahlen können? Ach Mami!» Recht hatten sie ja.
Rund drei Jahre lang liess ich die Finger von weiteren veganen Backversuchen. Die herkömmlichen Rezepte gelangen ja und schmeckten. Wieso also etwas Neues ausprobieren? Diskutiere ich mit Gleichaltrigen, spüre ich oft ebenfalls grosse Vorbehalte. Kochen und backen ohne Butter und Eier kommt für viele nicht in Frage. Aber weniger Kühe und weniger Hühner bedeutet nun mal, dass wir auch weniger Eier und Milch konsumieren sollten. Ich muss gestehen: Ohne meine Kinder, den Einfluss ihrer (gesund) vegan lebenden Kollegen und meinen Beruf hätte ich mich wohl nicht mehr ans Herstellen veganer Süssigkeiten gewagt. Sie jedoch wollten immer häufiger vegan kochen und backen. Zudem waren die veganen Desserts und Kuchen oft die ersten, die an ihren Geburtstagspartys aufgegessen wurden. Sie wurden tatsächlich immer besser. Denn kopflastige Argumente allein nützen kaum, wenn es ums Essen geht. Deshalb mein Tipp: Probieren Sie die veganen Dessertrezepte einfach mal aus. Stellen Sie sie ohne Erklärung auf den Tisch und lassen Sie Ihre Familienmitglieder oder Gäste essen. Erst nach dem Einheimsen von Lob sagen Sie, dass diese ohne jegliche tierische Produkte hergestellt wurden. Geniessen Sie das Staunen und Ihren persönlichen Erfolg, etwas zur Verbreitung eines neuen Umweltbewusstseins geleistet zu haben.