Wahrscheinlich ist das Birchermüesli schuld, dass ich geworden bin, was ich heute bin. Zumindest ein bisschen. Dass ich schon seit meiner Kindheit einen in der Küche schnippelnden und werkelnden Mann als völlig normal erachtete. Wahrscheinlich hat es auch mitgeholfen, dass ich heute Ernährungswissenschaftlerin bin.
Doch erst mal ein paar Jahrzehnte zurück. Meine Eltern hatten einen speziellen Bezug zu Müesli, sie wurden mit Haferflocken, Milch, Zucker und Rosinen gross. Die einzelnen Bestandteile des Birchermüeslis wurden übrigens schon viele Jahre zuvor in den Alpenregionen gegessen. Sie inspirierten um das Jahr 1900 herum den in den Alpen herumreisenden Schweizer Arzt Maximilian Oskar Bircher-Benner dazu, das «Bircher-Müesli» zu erfinden.
Auch heute gehört, ernährungswissenschaftlich betrachtet, der Hafer zu den spannendsten Getreidesorten.
Er ist reich an hochwertigem Eiweiss, wertvollen Fettsäuren, Lezithin, B-Vitaminen, Magnesium, Kalzium, Zink und Eisen. Die im Hafer enthaltenen Beta-Glucane helfen mit, den Cholesterinspiegel im Lot zu halten. Auch wirkt Hafer stabilisierend auf den Blutzuckerspiegel. So genau wussten das meine Eltern nicht, aber sie mochten ihre Haferflocken und assen sie als Zvieri oder als Start in den Tag. Beiden hat es gutgetan und sie fühlten sich danach konzentriert und lange satt.
Wem die Müesli zu wenig süss schmecken, kann sie selbstverständlich nachsüssen. Den klassischen weissen Zucker kann man dabei problemlos durch gesündere Alternativen ersetzen. Dazu eignen sich einheimische Produkte wie Bienenhonig oder eingekochter Saft aus Birnen und/ oder Äpfeln (Birnel) genauso gut wie die bei Veganern beliebten exotischen Varianten Kokosblüten- oder Dattelzucker.
Deshalb kamen sie wohl recht früh in meiner Kindheit auf die Idee, uns als Frühstück ein Birchermüesli zu geben. Und zwar ein frisches, selbstgemachtes. Wer dafür früher aufstehen wollte? Mein Vater. Er war jeweils in der Küche, wenn wir Kinder aufstanden, und bereitete es zu. Immer mit anderen Beeren, Früchten, Nüssen, Joghurt oder Quark. Es war sein Morgenritual und wurde zu unserem.
Erst viel später wurde mir bewusst, dass mir das Müesli garantiert auch schulisch geholfen hat.
Viele Untersuchungen belegen heute eindrücklich den Nutzen eines gesunden Frühstücks. Eine Studie der ETH Zürich zeigte an über 600 Kindern, dass diejenigen, die frühstücken, viele Vorteile haben. Sie schneiden bei Sporttests besser ab und haben einen tieferen Body Mass Index, leiden also deutlich seltener an Übergewicht als solche ohne Zmorge. Ähnliches gilt für Erwachsene. Nach einem Frühstück, so die Resultate verschiedener Studien, sind sie leistungsfähiger, zufriedener und schlanker. Umgekehrt gilt:
Wer das Frühstück auslässt, tendiert dazu, im Verlauf des Tages mehr und schlechter zu essen und dadurch eher Fettreserven anzulegen.
Im Übrigen verbessert ein gesundes Frühstück die Gedächtnisleistung, die Aufmerksamkeit und das Konzentrationsvermögen – von Kindern, aber auch von Mamis und Papis.
100 g ganze Mandelkerne mit 5 dl Wasser in einem Mixer sehr fein pürieren. Das Ergebnis wird besonders homogen, wenn die Nüsse über Nacht im Wasser eingeweicht werden. Aber auch die Leistung des Mixers spielt beim Pürieren eine wichtige Rolle. Im Notfall kann man die Nussmilch durch ein Sieb abpassieren, um gröbere Stücke zu entfernen. Verwenden kann man sowohl geschälte als auch ungeschälte Nüsse. Noch schneller geht die Zubereitung mit Mandelmus (erhältlich zum Beispiel im Reformhaus). Dieses muss nur mit Wasser angerührt werden. Auf 3–4 Esslöffel Mandelmus 5 dl Wasser geben.
Ein Müesli zum Zmorge würde mir also heute noch guttun. Meinen Kindern sowieso. Soll ich den Wecker ab sofort zwanzig Minuten früher stellen? Ufff... unrealistisch, dass ich das durchziehe. Ich koche ja gerne, aber nicht morgens um sechs. Ich glaube, ich erzähle einmal meinem Mann, wie gesund ein Birchermüesli zum Frühstück ist... er könnte ja mal, am besten morgens um sechs, die Rezepte auf den vorliegenden Seiten ausprobieren.
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