Einkaufen ist in Zeiten einer Pandemie nichts, was Spass macht. Erstens fehlen auch bei uns etliche Lebensmittel in den Läden, zweitens geht niemand gerne irgendwohin, wo man sich anstecken könnte. Doch draussen ist es frühlingshaft sonnig, und die Lust auf Erdbeeren statt Orangen oder Spargeln statt Randen wächst. Ich wage mich, als Unterbrechung des Schreibens, doch in den Einkaufsladen des Dorfes und finde tatsächlich wunderschöne Spargeln. Was für eine Freude! Sie kommen mir weit wertvoller vor als in all den letzten Jahren zuvor. Nichts ist heute mehr selbstverständlich, dennoch finde ich Kochen beruhigend und ein feines Essen ein absolutes Highlight neben Homeoffice, Homeschooling, streitenden und sich langweilenden Kindern und schlechten Nachrichten aus den Medien.
Meine Spargeln sind weiss. Sie wuchsen im Dunkeln heran, in aufgeschütteten Erdwällen und gut geschützt vor Tageslicht. Die Sprossen der Grünspargelpflanze hingegen bilden grünes Chlorophyll, weil sie am Licht gedeihen. Gesund sind beide und dazu schlanke Sattmacher. Sie enthalten nur gerade mal 18 kcal pro 100 g, dafür 93 % Wasser. Schlanker kann ein Gemüse somit nicht sein, allerdings kommt es auch auf die Sauce an, welche die feinen Stangen begleiten. Trotz der wenigen Kalorien sind Spargeln reich an wertvollen Inhaltsstoffen wie Vitamin K, Kalium, Magnesium, Eisen, Kupfer und Mangan. Grüner Spargel enthält durch die Einwirkung des Sonnenlichts mehr Vitamin C und Betacarotin als weisser. Ob grün oder weiss, beide fördern die Verdauung und wirken leicht harntreibend.
Allerdings lohnt es sich, auf Spargeln aus heimischem Anbau zu warten. Wer bereits im Februar ein Kilo aus Kalifornien eingeflogene Spargeln in den Einkaufskorb legt, kauft 5 Liter Erdöl mit. Die gleichen Spargeln aus der Schweiz, im Mai gekauft, begnügen sich mit 0,3 Litern pro Kilo.
Leider haben die Spargeln auch einen Nachteil: Sie liefern rund 23 mg Purine pro 100 g. Purine sind für Menschen, die an Gicht leiden, kritisch. Sie sollten Spargeln deshalb lieber meiden und auf Wein zu den Stangen verzichten. Zusätzlicher Weinkonsum fördert die unerwünschte Harnsäurebildung. Allen andern schmecken die Spargeln überbacken, mit einer feinen Sauce, an einer Vinaigrette oder im Salat. Spannend bei Spargeln: das sogenannte «Flavor Pairing». Hier wird zusammengetan, was sich bezüglich Aromen unterstützt oder unterdrückt. Spargeln etwa enthalten von Natur aus Vanillearomakomponenten. Werden sie mit Vanille zubereitet, verstärken sich diese so exorbitant, dass auch auf synthetisch hergestellte Aromen geprägte Menschen wieder ein Aha-Erlebnis haben können.
Wir essen unsere Spargeln von Hand und mit einer selbstgemachten Sauce Hollandaise. Meine Elfjährige kriegt kaum genug davon: «Letztes Jahr fand ich sie noch nicht fein. Irgendwie ändert sich gerade vieles in meinem Leben.» Wie recht sie doch hat.