Eigentlich ist es erstaunlich: Obwohl Raps schon seit Jahrhunderten bei uns verbreitet ist, wird das kulinarische Potenzial dieser Pflanze, genauer gesagt ihrer Samen, erst jetzt allmählich richtig ausgeschöpft. Raps gehört zu der Familie der Kreuzblütler, stammt ursprünglich aus Indien und wurde dort bereits vor über 4000 Jahren angepflanzt. Von dort aus ist er im 14. Jahrhundert nach Europa gekommen und wird seither wegen seiner ölhaltigen Samen als Nutzpflanze kultiviert. Die Blütezeit von Raps ist im April oder Mai. Sobald die Blüten befruchtet sind, bilden sie Schoten, in welchen zahlreiche kleine schwarze Körner zu finden sind, die Rapssamen.
Ab Mitte Juli wird der Raps dann geerntet, gereinigt und wenn nötig getrocknet. Zwischen 70 000 und 75 000 Tonnen Rapssamen gelangen dann jährlich zu den Ölwerken. Raps ist der wichtigste Speiseöllieferant der Schweiz; die Samen beinhalten 40 bis 45 Prozent Raps- öl. Zur Herstellung von Rapsöl werden die schwarzen Schalen der Rapssamen entfernt, übrig bleiben die gelben Kerne, die weiter verarbeitet beziehungsweise mechanisch gepresst werden. Der verbleibende Rapsschrot oder -kuchen ist ein beliebtes und nahrhaftes Viehfutter.
Aber auch wer ein weiches, anschmiegsames Körnerkissen möchte, sollte es mit Rapssamen versuchen: Gehören sie doch zu den kleinsten natürlichen Füllstoffen für Wärme- oder Kältekissen. Wegen der geringen Grösse des Rapssamens (1 bis 2 mm) ist die Füllung sehr dicht und von angenehmer Schwere, was zu einer sehr direkten Abgabe von Wärme oder Kälte führt.
Für die Gesundheit sind Rapssamen jedoch auch in anderer Weise förderlich: Schliesslich verfügen sie über einen hohen Vitamin-A- und E-Gehalt und enthalten bis zu 40 Prozent mehrfach ungesättigte Fettsäuren (Linolsäure und Linolensäure) und tragen dank der ausgewogenen Anteile an Omega 6 zu Omega 3 zu einer ausgeglichenen Ernährung bei. Trauen Sie sich doch einmal, die Samen zu rösten und sie werden ob ihres angenehm fein nussigen Geschmacks überrascht sein.
Die Möglichkeiten sind enorm vielfältig: Über Salate oder Müesli gestreut, mit Butter oder Frischkäse vermischt und auf Brot gestrichen, als Beilage zu Gschwellti und Käse, als Garnitur von salzigem Gebäck oder wie wäre es mit einem Rapssamenpesto zur Pasta? Beim Rösten gilt es Folgendes zu beachten: Eine Pfanne ohne Öl erhitzen und die Samen behutsam hinzufügen. Etwa zwei Minuten rösten und dabei immer wieder schwenken, damit nichts verbrennt. Diese herrlich duftende Mischung lässt sich ausgekühlt in einem Glasgefäss gut ein paar Wochen aufbewahren.