Jede zweite Schweizer Kirsche stammt aus der Nordwestschweiz (Baselbiet, Fricktal), das zweitwichtigste Anbaugebiet ist die Innerschweiz. Auch die Seengebiete des Mittellandes und das Berner Seeland sind traditionelle Kirschenregionen. Zurzeit werden bei uns auf einer Anbaufläche von rund 450 Hektaren etwa 20 Kirschensorten kultiviert. Unterschieden wird zwischen Süss- und Sauerkirschen. Weil Sauerkirschen etwas später blühen als Süsskirschen, sind sie weniger frostgefährdet.
Die dünnen, bittersauren Stiele der Kirschen zu essen, kommt wohl niemandem in den Sinn, doch sind gerade sie in der Volksheilkunde beliebt gewesen. Besonders von den Urformen Sauer- oder Weichselkirsche waren die Stiele als Blutreinigungsmittel lange gefragt in Kräuterhäusern und Drogerien. Und weil sie reichlich Gerbstoffe enthalten, kann Tee aus Kirschenstielen nicht nur bei Durchfall, sondern auch bei Entzündungen der Harnwege, bei Arthritis und Gicht empfohlen werden.
Der römische Feldherr Lukullus, der als Feinschmecker in die Geschichte eingegangen ist, soll die Kirsche im ersten Jahrhundert vor Christus auf einem seiner Feldzüge am Schwarzen Meer entdeckt und einige Bäumchen nach Italien gebracht haben. Schon 100 Jahre später war die Kirsche in Mittel- und Nordeuropa, aber auch in Grossbritannien bekannt. «Ceresia» nannten die Römer die Frucht. Die Germanen bildeten daraus das Wort «Kirsche».
Kirschen wachsen in allen gemässigten Klimazonen und in den höheren Lagen der Subtropen. Im subtropischen Tiefland hingegen und in den Tropen ist es den Bäumen zu warm, denn Kirschbäume blühen nur bei langer Winterruhe mit Temperaturen unter 7°C. Allerdings darf es auch nicht zu kalt sein, denn Frost im späten Frühjahr kann die gesamte Blüte vernichten.
Wer keinen speziellen Kirschenentsteiner besitzt, kann die Kerne über den Stielansatz der Kirsche mit einer geknickten Büroklammer herausholen. Konfitüre schmeckt mit einem bis zwei Kirschsteinen pro Glas aromatischer. Besonders saftig werden Kuchen, Muffins und anderes Gebäck, wenn man sie mit eingemachten Kirschen zubereitet, zum Beispiel mit pasteurisierten Früchten aus dem Beutel, die das ganze Jahr hindurch erhältlich sind.