Eigentlich könnte ich recht gut vegan essen, wären da nicht die Eier. Zwar kann man sie fast überall irgendwie ersetzen, aber ich mag sie einfach zu gerne. Ein schlechtes Gewissen habe ich bei ihrem Genuss, meinen guten Cholesterinspiegel betrachtend, keineswegs. Denn die gängige Meinung, dass Eier ungesund seien, ist längst überholt. Ja, es stimmt, Eier enthalten viel Cholesterin, pro Ei (gelb) sind es satte 240 mg. Und ein erhöhter Cholesterinspiegel führt bekanntlich zu Ablagerungen in den Gefässen, was einen Herzinfarkt oder Schlaganfall begünstigen kann. Wer also viele Eier isst, so die jahrzehntelange Annahme, schade seinem Herzen, weil dadurch der Cholesterinspiegel im Blut erhöht werde. Tönt logisch, stimmt aber nicht. Die Ergebnisse aus Metaanalysen zeigen nämlich keine negativen Auswirkungen des Eierkonsums auf die Herzgesundheit. Auch Menschen, die gerne und öfter Eier assen, erleiden demnach nicht häufiger Herzinfarkte und Schlaganfälle. Die Erklärung, weshalb Eier den Cholesterinspiegel nicht erhöhen, ist simpel: Schuld an einem zu hohen Cholesterinspiegel sind nämlich nicht die gegessenen Lebensmittel, sondern die gesamte Lebensweise sowie die genetische Veranlagung. Diese ist erheblich daran beteiligt, ob der Cholesterinspiegel aus dem Ruder gerät oder nicht. Es gibt etliche Menschen, die trotz drei Eiern täglich einen absolut normalen Cholesterinspiegel haben. Das meiste Cholesterin wird nämlich von der Leber selbst gebildet, während nur gerade ein Viertel des gesamten Cholesterins im Blut aus den gegessenen Lebensmitteln stammt.
Wer kein Übergewicht hat, sich viel bewegt, viele Nahrungsfasern aus Früchten, Gemüse und Hülsenfrüchten aufnimmt, hat in der Regel einen normalen Cholesterinspiegel. Für all diese Menschen gilt die Empfehlung: drei bis vier Eier pro Woche oder sogar noch mehr sind absolut in Ordnung. Nur wer über viele Monate hinweg mehr als 7 Eier wöchentlich isst, hat ein etwas höheres Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen.
Ganzheitlich beurteilt sind Eier sowieso gesünder als gedacht. Sie liefern durchschnittlich nur rund 150 Kilokalorien pro Stück, sättigen aber gut und bieten ein ganzes Spektrum an wichtigen und wertvollen Vitalstoffen wie Vitamin A, B2, D und E, also alle wichtigen Vitamine ausser Vitamin C, daneben zellschützende Antioxidantien wie Lutein sowie die Mineralstoffe Eisen, Zink, Selen, Kalzium, Natrium und Kalium. Auch liefert ein Ei knapp 5 g hochwertiges Protein. Der in Eiern enthaltene Stoff Lezithin kann sogar die Aufnahme von Cholesterin im Körper etwas abbremsen. Allerdings spielt es eine Rolle, wie die Eier zubereitet werden. Mit vielen Kräutern oder Gemüse wie etwa Tomaten sind sie weit gesünder als mit viel gebratenem Speck.
Nur Menschen, die bereits an Diabetes Typ II leiden, sollten sich bei Eiern zurückhalten. Bei ihnen zeigen die Studien ganz klar einen Zusammenhang zwischen erhöhten Risiken für eine Herz-Kreislaufkrankheit und dem Eierkonsum. Sie sollten sich an die Erkenntnisse der US-Studie im JAMA, (Onlineveröffentlichung am 19.3.2019) halten und essen wie (früher) am Mittelmeer. Denn wer sich herzgesund ernähren möchte, soll täglich mindestens 200 g Gemüse und Obst, daneben Vollkornprodukte, Geflügel, Fisch, Hülsenfrüchte, Raps- und Olivenöl und Nüsse essen. Dazu weniger Stress – und mehr Bewegung.