Es gab eine Zeit, da war die Toscana für mich der Inbegriff des Südens. Die Toscana, das war früh jener Sehnsuchtsort, der er für viele auch heute noch ist. In meinem Fall lag es ganz klar an den Sommerferien, die ich von frühester Kindheit an dort verbringen durfte. Dolce far niente an den Stränden der Maremma, im Ohr das Rauschen des Meeres und der Gesang der Zikaden, in der Nase die Düfte von Pinien und Rosmarin. Hier lernte ich auch, was gute Küche ist: Ich weiss noch, wie wir immer diese unscheinbare Trattoria in Ampio aufsuchten (wir sagten einfach «wir gehen zur Nonna»), von aussen unauffällig bis abschreckend ... aber mein Gott, dieses Essen! Eine Speisekarte gab es nie, es wurde einfach aufgetischt, was da war, Gang für Gang, und es war eher selten, dass man überhaupt bis zum Secondo durchhielt. Aber das ist typisch für die Toscana; es ist enorm schwierig, dort nicht gut zu essen. Und natürlich der Wein! War das Wetter einmal nicht so schön, fuhren wir meist ins Hinterland und besuchten Weingüter. Als ich mich später leidenschaftlich für Wein zu interessieren begann, stellte ich rückblickend fest, dass die grossartigen toskanischen Gewächse daran nicht ganz unschuldig waren. Ich habe es an früherer Stelle bereits erzählt: Irgendwann hat für mich die Provence die Toscana als Sehnsuchtsort abgelöst. Aber wie sagt man so schön; das eine tun und das andere nicht lassen! Die Zeit ist nun reif, um dieser faszinierenden Gegend wieder einen Besuch abzustatten ...
Dieser Beitrag entstand in Zusammenarbeit mit Mövenpick Wein.
Sehnsucht, Nostalgie, Erinnerungen: Mit der Maremma verbinde ich so viel mehr als mit jedem anderen Landstrich in der Toscana. Die Zustände dort sind in vielerlei Hinsicht paradiesisch – besonders aber für Gourmets und Weinliebhaber.
Die Maremma, insbesondere die Gegend um das bildschöne mittelalterliche Städtchen Castiglione della Pescaia, war für mich lange der Inbegriff südländischer Lebensfreude, Dolce Vita eben: Es war der Ort, wo ich als Kind jeweils die Sommerferien verbringen durfte. Sonne, Strand und Meer sind das eine, doch irgendwann lernte ich auch das Hinterland schätzen. Was im Mittelalter als malariaverseuchter Sumpf gefürchtet war, ist heute eine faszinierende Kulturlandschaft voller Wein, Kulinarik und Geschichte. Zu sehen, zu essen und zu trinken gibt es also jede Menge: Den Blick von der Burganlage in Castiglione schweifen lassen, vom Monte Argentario über das Mittelmeer bis zur Insel Giglio; die berauschend schönen Tuffstein-Städte Pitigliano und Sorano, der surreale Zauber des «Giardino dei Tarocchi» (gestaltet von Niki de Saint Phalle und Jean Tinguely). Und dann zu Tisch: Ins «Gli Attortellati» bei Grosseto, wo sie die besten Tortelli überhaupt machen; oder ins «Da Bruno» nahe Castiglione, wo es eine «Frittura di paranza» gibt, an die ich mich bis heute erinnern kann... und immer und überall «Pappardelle al ragù di cinghiale», die nirgendwo so gut schmecken wie in der Maremma! Auch weinmässig hat die Region wirklich alles zu bieten: Aus der Ecke Bolgheri kommen ikonische Supertoskaner wie Ornellaia, Sassicaia oder Masseto – die aber etwa mit dem Saffredi von der Fattoria Le Pupille einen nicht zu unterschätzenden Konkurrenten erhalten haben; denn sowohl der Saffredi als auch die anderen Weine von Elisabetta Geppetti (etwa der Morellino di Scansano oder Poggio Valente) begeistern mit einem fast unverschämt guten Preis-Leistungs-Verhältnis! Und das Schaulaufen geht weiter; in der Maremma trumpfen die renommiertesten Weinhäuser mit avantgardistisch gestalteten Vorzeigeweingütern auf: Antinori mit «Le Mortelle» in Ampio oder Frescobaldi mit dem an ein Segelschiff erinnernden Hightechbau der «Tenuta Ammiraglia», wo übrigens ein herausragender Rosé (eher untypisch für die Toscana) gekeltert wird. Natürlich finden sich hier auch Produzenten ohne lange Historie, adelige Vorfahren und grosse Ländereien. Unter dem Namen «Frank & Serafico» produzieren die beiden Jungwinzer Pier Paolo Pratesi und Fabrizio Testa enorm spannende, naturnahe Weine; besonders der reinsortige Sangiovese gehört mittlerweile zu meinen persönlichen Favoriten. Fazit: Ich war schon viel zu lange nicht mehr in der Maremma...
Der ewige Rivale von Florenz muss sich von seiner Konkurrenz keineswegs verstecken: Siena, ist ein Idealbild der italienischen Gotik.
Hätte man Siena bloss für einen Film oder ein Gemälde erfunden, würde man es glatt als übertriebenen Kitsch zurückweisen. Aber Siena ist tatsächlich so: Eingebettet in eine malerische Hügellandschaft aus Wäldern und Weinreben liegt ein pittoresk konzentriertes Mosaik von Türmen, Palästen, Kirchen und Häusern. Dass Siena eine der mächtigsten Städte des Mittelalters war, lässt sich angesichts der makellosen gotischen città vecchia mehr als nur erahnen. Allein der aus schwarzem und weissem Marmor errichtete Dom ist schlicht überwältigend. Herzstück ist seit jeher die Piazza del Campo, ein halbrunder Platz von gewaltigen Ausmassen, gesäumt von bombastischer Architektur wie etwa dem Palazzo Pubblico, der Rathauspalast mit dem unübersehbaren Turm Torre del Mangia. Zweimal pro Jahr findet hier der «Palio di Siena», das wohl härteste Pferderennen der Welt statt. Siena ist von Weingütern geradezu umzingelt: Dazu zählen nicht nur Ikonen wie Fèlsina; gut 20 Kilometer ausserhalb der Stadtmauern liegt beispielsweise die Tenuta Perano, ein einzigartiges Anwesen im Herzen des Chianti Classico. Ein natürliches Amphitheater, das mit seiner südwestlichen Ausrichtung das Licht und die Wärme der Sonne perfekt einfängt, ein ideales Terroir für Sangiovese-Reben. Zum Weingut gehört auch eine Osteria, wo saisonal und regional, mit Zutaten von lokalen Produzenten und Frescobaldi-Landgütern gekocht wird. Und dazu? Selbstverständlich Chianti Classico! Besonders der Tenuta Perano Riserva bietet grosses Sangiovese-Kino zu erstaunlich fairen Preisen.
In der Geburtsregion der Supertoskaner liegen einige der berühmtesten Weingüter Italiens.
Es gab eine Zeit, da war Chianti schlicht ein Synonym für italienischen Wein; was auch an der legendären Korbflasche, dem «fiasco» lag. Mit einem Fiasko im Glas musste man damals leider immer wieder rechnen, da es teils erhebliche Qualitätsschwankungen gab. Doch das ist längst Geschichte. Die Revolution begann in den 1970er-Jahren, als das Weinhaus Antinori mit dem Tignanello erstmals zusätzlich zu Sangiovese typische Bordeauxsorten wie Cabernet Sauvignon und -Franc für die Assemblage verwendete, und beim Sassicaia ausschliesslich die französischen Sorten vinifizierte. Es war die Geburtsstunde der «Supertoskaner», Weine, welche den Weinbau im Land revolutionierten und erstmals zeigten, dass Italien auch Gewächse von Weltformat produzieren konnte. Auch wenn man es nicht auf die Koryphäen abgesehen hat, bietet die Chianti-Region Wein-Höhepunkte am Laufmeter. Eine Topadresse ist beispielsweise immer noch Brancaia, in den 1980ern vom Schweizer Ehepaar Brigitte und Bruno Widmer gegründet, heute geleitet von Tochter Barbara: Deren Flaggschiffwein «Il Blu» hat zwar seinen Preis, gehört aber zweifelsfrei zum Besten, was in diesem Segment zu finden ist. Ebenfalls ein heissser Tipp ist die geschichtsträchtige Tenuta Rèmole im Nordosten. In Chianti residiert noch ein anderer Superstar: In Panzano betreibt Dario Cecchini, der berühmteste Metzger Italiens nicht nur eine Macelleria, sondern mit der «Officina della Bistecca» auch noch ein Restaurant, wo gutes Fleisch regelrecht zelebriert wird: In einem All-inclusive-Menü gibt es fast alles vom Rind, von Carpaccio bis Bistecca; dazu den hauseigenen Wein Vino di Vittorio, selbstverständlich in der Korbflasche.
Die Heimat des Brunellos hat auch in kulinarischer und architektonischer Hinsicht jede Menge an Highlights zu bieten.
An die Ausflüge nach Montalcino mag ich mich noch gut erinnern. Es ist eines dieser typischen, perfekt erhaltenen Mittelalterstädtchen, für welche die Toscana so berühmt ist. Ich weiss noch, wie wir den Turm und die alte Stadtmauer bestiegen und eine grossartige Aussicht auf eine überwältigende Landschaft geniessen durften. Genuss steht hier jedoch in erster Linie als Synonym für einen der renommiertesten Rotweine des Landes, den legendären Brunello di Montalcino, sortenrein gekeltert aus einer Spielart der Sangiovese-Traube, die Sangiovese Grosso oder Brunello genannt wird. Und das Grossartige an Montalcino: In vielen Restaurants wird der Brunello sogar glasweise zu vernünftigen Preisen ausgeschenkt! Etwa im «L`Angolo», wo es ausserdem fantastische Pasta fresca mit – je nach Saison – frischen Steinpilzen oder Trüffeln gibt. So gestärkt hat man dann die Qual der Wahl, welches Weingut man zuerst besuchen möchte: Eines der bekanntesten und hochangesehendsten ist sicherlich die «Tenuta il Greppo» (Biondi Santi!) oder das Castello Banfi. Etwas weniger bekannt, aber nicht weniger hochklassig sind die Weine der «Tenuta Castelgiocondo», etwas südwestlich von Montalcino auf ca. 300 Höhenmetern gelegen, mit idealen Boden- und Klimaverhältnissen für den Sangiovese. Und wer nach einer ausführlichen Degustation nicht mehr ins Auto steigen möchte, kann hier sogar äusserst stilvoll übernachten.
Edle Tropfen von «harten Jungs»: Auf der einzigen noch verbleibenden Gefängnisinsel Europas entsteht Wein unter einzigartigen Umständen.
Die Isola di Gorgona ist die kleinste Insel des toskanischen Archipels. Die vorwiegend gebirgige Insel beherbergte Eremiten und Mönche und war Ziel einiger Barbareneinfälle. Das Besondere an diesem Eiland: Seit 1869 gibt es dort eine Strafanstalt im Freien; wer also an andere berühmte Gefängnisinseln wie Alcatraz denkt, liegt falsch, denn hier verbringen die Häftlinge den letzten Teil ihrer Freiheitsstrafe. Sie arbeiten, leben in der Natur und erhalten die Möglichkeit, wieder in die Gesellschaft und das Berufsleben eingegliedert zu werden. 2011 entstand daraus die grossartige Idee einer Zusammenarbeit des Instituto di Pena di Gorgona und dem Weingiganten Frescobaldi. In einem einzigartigen Sozialprojekt arbeiten die Agronomen und Önologen von Frescobaldi mit den Gefangenen zusammen und vermitteln ihnen dabei ihre Kompetenzen im Bereich des Weinbaus und des Weins, die sie einsetzen können, um sich eine neue Zukunft aufzubauen. Gemeinsam pflegen sie einen kleinen Weinberg inmitten eines natürlichen Amphitheaters, von dem aus das Meer zu sehen ist. Der Gorgona Rosso entstand erstmals mit dem Jahrgang 2015. Die Sangiovese- und Vermentino-Nero-Reben gedeihen auf einer biologisch angebauten Parzelle und werden im Terrakotta-Krug ausgebaut. Heute erstreckt sich der Weinberg über zwei Hektar. Der weisse Gorgona wird aus Vermentino und Ansonica gekeltert. Tatsächlich Weine, von denen man sagen kann, sie stehen für Hoffnung und Freiheit. Die Insel kann übrigens auch von Touristen besucht werden – aber nur nach vorheriger Voranmeldung und mit Führern entlang von der Gefängnisleitung ausgesuchter Routen.
Wo soll man bei Florenz bloss anfangen? Nichts, was hier geschieht, scheint bedeutungslos: Diese Unmenge an Geschichte, Geld und Macht; Wiege der Renaissance, die Medici, da Vinci, Michelangelo, Galileo, Museen, Paläste, Denkmäler... Ponte Vecchio, die Uffizien, Santa Maria del Fiore ... Aber auch kulinarisch übt man sich hier nicht gerade in Bescheidenheit; der Exzess ist fleischlicher Natur und hat einen Namen: Bistecca alla fiorentina.
Ein Porterhousesteak, am besten vom toskanischen Chianina-Rind; alleine kaum zu bewältigen, denn alles unter einem Kilo gilt als Carpaccio! Ausschliesslich über Holzkohle gegrillt, ist dieser Brocken aber nichts für die A-point-Fraktion, denn es wird blutig serviert. Eine gute Adresse dafür ist etwa die Trattoria dall´ Oste, wo man sich auf Fleisch von italienischen Rinderrassen spezialisiert hat. Zweifelsohne braucht es dazu einen Wein mit ordentlich Grip, sprich Sangiovese. Glücklicherweise liegt das Gebiet «Chianti Rufina» gleich vor der Haustür: Knapp 40 Autominuten ausserhalb liegt das Weingut Castello Nipozzano. Als Festung zur Verteidigung von Florenz errichtet, ist das Castello seit dem Jahr 1000 der berühmteste Besitz der Familie Frescobaldi. Dessen «Vecchie Viti», welcher von den ältesten Rebstöcken des Gutes stammt, hat ein absolut sensationelles Preis-Leistungs-Verhältnis. Also nichts wie hin!