Radieschen kennt hierzulande jedes Kind, doch würde kaum jemand vermuten, dass die scharfen Rettichknollen ursprünglich aus China kommen. Radieschen sind gesund, da ist man sich einig; sie helfen bei Magen- Darm-Verstimmungen, sollen sogar Krebserkrankungen vorbeugen und sie lindern Erkältungskrankheiten. Von ihrem einst etwas angestaubten Image haben sich die Radieschen definitiv losgelöst, denn heute sind sie doch ziemlich angesagt: Sofort verzehrbar, ideal als gesunder Snack für unterwegs passen sie perfekt zu einem modernen, gesundheitsbewussten Lifestyle. Der schweizweit grösste Akteur, der imstande ist, den wachsenden Hunger nach Radieschen zu stillen, ist Frédéric Bart aus Ried bei Kerzers FR. Sein Betrieb Swissradies ist im Jahr 2013 entstanden, als aus einem vielseitig produzierenden Gemüsebaubetrieb ein hochspezialisierter Radieschenbetrieb wurde.
Für Inhaber Frédéric Bart hat sich die Spezialisierung auf jeden Fall gelohnt.
«Seit einigen Jahren bauen wir im Gewächshaus ausschliesslich Radieschen an», sagt Bart. Natürlich habe er diese früher auch schon angebaut, aber in der Regel draussen und natürlich in weitaus kleinerer Menge. Die Produktion im Gewächshaus kannte man damals kaum, weswegen er ursprünglich noch recht skeptisch gewesen sei. Doch als er nach ersten Experimenten mit dem Gewächshaus die Früchte der eigenen Arbeit verkosten konnte, musste er zugeben: «Das ist absolute Top-Ware! » Ein weiterer Vorteil zeichnete sich schnell ab; es gab von da an kaum Probleme mehr mit lästigen Schädlingen. Geschmacklich gibt es allerdings gewisse Unterschiede. Im Gegensatz zu Freilandradieschen leiden die aus dem Gewächshaus nicht unter Wasserstress und weisen daher spürbar weniger Schärfe auf. Der mildere Geschmack sei aber bei der breiteren Masse an Konsumenten sehr viel beliebter, so Bart. Die Swissradies-Radieschen wachsen und gedeihen in modernen Gewächshäusern auf einer Fläche von 4,8 Hektaren. Energieschirme und Heizungen verhindern, dass die Pflanzen im Winter erfrieren und im Sommer verbrennen; es braucht Bewässerungsanlagen und eine speziell für die Ernte angefertigte Maschine, mit deren Hilfe die Wurzelknollen den Betrieb verkaufsfertig gebündelt verlassen. Die Produktion steht niemals still: Geerntet und gesät wird täglich, pro Jahr wird jede Fläche 7–8-mal genutzt. Einmal im Jahr wird der Boden mit Dampf sterilisiert, damit er sich erholen kann.
Das ganze Jahr über werden Swissradies Radieschen angebaut.
Trotz Klimasteuerung und im Vergleich zu draussen relativ konstanten Bedingungen gehen die Produktionszeiten (vom Samenkorn zur Knolle) je nach Jahreszeit merklich auseinander: Im Sommer, wenn an heissen Tagen das Thermometer in den Treibhäusern manchmal auf über 40 Grad klettern kann, dauert es drei Wochen, während es im Winter gut drei Monate sein können. Erntet man während der kalten Monate gut 2500 Bund pro Tag, steigt der Ertrag bei wärmeren Temperaturen auf 20 000 bis 30 000 Bund täglich an.
Ernten und bündeln in einem Schritt: Bei Swissradies kommt eine Spezialmaschine zum Einsatz. Noch am selben Tag wird auf der abgeernteten Fläche neu gesät.
Frédéric Bart hat, so scheint es, alles richtig gemacht. Denn bereits im Frühjahr 2014 begann er mit dem Bau eines neuen Gewächshauses, das im selben Herbst in Betrieb genommen werden konnte. Die Hälfte des rund 1,3 Hektaren grossen Neubaus ist mit Photovoltaikzellen ausgestattet; diese Module wurden südseitig direkt ins Dach integriert. Das gab es in der Schweiz bisher noch nicht. Für Bart jedoch ein logischer Schritt: «Damit stellen wir uns für die Zukunft der grossen Herausforderung, Ökostrom und Gemüse gleichzeitig zu produzieren.» Doch auch sonst achtet man bei Swissradies auf einen möglichst umweltbewussten Gemüseanbau. Der IP-Betrieb verwendet so viel Pflanzenschutz wie nötig, so wenig wie möglich; und wenn möglich mit ökologischem Dünger. Gewässert wird komplett mit gesammeltem Regenwasser. So oder so: An Barts Radieschen wird man in Zukunft wohl kaum vorbeikommen.