«Koch mal wieder scharf, Mami», bittet mich mein neunjähriger Sohn. Ich kann seinen Wunsch nachvollziehen. Er hustet immer noch, ist schlecht gelaunt, weil seine halbe Klasse krank und das Wetter trüb ist, Winter eben. Tatsächlich verbessern in solchen Momenten verschiedene Kräuter und Gewürze das Wohlbefinden. Manche ihrer Inhaltsstoffe wirken konservierend und schützen so vor Lebensmittelinfektionen. Andere beeinflussen die Stimmung. Wieder andere, etwa Chili, Knoblauch, Ingwer, Pfeffer und Senf, kurbeln den Stoffwechsel an und erhöhen den Energieverbrauch des Körpers. Fakt ist: Weil die Gewürze unserer Gesundheit nützen, schmecken sie uns. Es lohnt sich, einige davon unter die Lupe zu nehmen.
Zum Beispiel den scharfen Ingwer. Er enthält kaum Kalorien, dafür viel gesundes Kalium, Magnesium, Vitamin C und reichlich Nahrungsfasern. Die Inhaltsstoffe von Ingwer wirken schmerzlindernd, entzündungshemmend und antibakteriell. Gut untersucht ist auch die positive Wirkung auf Magen und Darm. Ingwer fördert deren Bewegung und hilft gegen Übelkeit, wie sie bei Seereisen oder in der Schwangerschaft auftreten kann. Ingwer kann auch Entzündung und Schmerz lindern, beispielsweise bei Muskel- oder Gelenksrheuma.
Pfeffer und Kurkuma, die wichtige Bestandteile von Curry sind, wirken zusammen wie ein schwaches Medikament gegen Malaria. Füttert man Mäusen, die an Malaria leiden, Kurkuma, verschwinden die meisten krankheitsbefallenen roten Blutkörperchen. Dies spürten auch betroffene und erkrankte Menschen; sie waren in früheren Zeiten deswegen auf eine kontinuierliche Gewürzzufuhr angewiesen. Als Gewürze aus Ceylon vermehrt ihren Weg nach Europa gefunden hatten, erkannte man in ihnen ein probates Mittel gegen die damals weit verbreitete Malaria. Übrigens gab es Malaria im Rheingraben noch bis etwa 1930. Es erstaunt nicht, dass in ganz alten Kochbüchern Rezepte mit teilweise horrenden Gewürzmengen zu finden sind, wie zum Beispiel zwölf Prozent Pfeffer für die Herstellung von Bremer Pfefferkuchen!
Besonders spannend ist Chili. Dieses typische Gewürz der Tropen besitzt die Fähigkeit, die Körperinnentemperatur zu senken. Das Leben in den Tropen ist mit Chilis deshalb leichter zu ertragen. Dank scharfen Chilis ertragen wir jedoch auch trübes Wetter besser: Die Schoten lösen auf der Zunge einen Schmerzreiz aus, der seinerseits die Bildung körpereigener Endorphine anregt. Wer seinen Körper darauf trainiert hat, empfindet nicht nur die Schärfe, sondern fühlt sich danach dank der Endorphine besser.
Kein Wunder also, dass wir ab und an so richtig Lust auf scharf haben. Trotzdem müssen die scharfen Gewürze nicht in rauen Mengen gegessen werden – schon eine kleine Zugabe genügt. Mit diesen theoretischen Erklärungen im Kopf muss ich nun nur noch nach einem geeigneten Rezept suchen.